Mulierum indumentis in Saeculum 13
Frauenkleidung im
13. Jahrhundert
Eine kurze Zusammenfassung:
Wenn man sich zeitgenössische Abbildungen anschaut, sehen viele Kleider der Damen auf den ersten Blick recht gleich aus. Jedoch gibt es regionale Unterschiede und auch verschiedene Qualitäten der Verarbeitung, der Stoffqualität, der Farben und der Schnitte. Zum Beispiel ist bei der Kleidung der höher gestellten Damen mehr Saumweite und eine Überlänge zu erkennen, die Farben sind kräftiger und kostbarer. Die Damen der einfachen Bevölkerung tragen schlichtere Farben und einfache Schnitte ohne überflüssigen Stoffverbrauch.
Da unsere Gruppe das städtische Umfeld gewählt hat, werden wir auch hier in den Artikeln zur Kleidung nur den einfachen, bis „gut bürgerlichen“ Stand beschreiben. Regional orientieren wir uns meist am Kölner Raum. Leider gibt es nicht für alles einen regionalen Fund oder eine passende Abbildung. Hier greifen wir dann auf entferntere, jedoch verwandte Regionen zurück.
Nachfolgend möchten wir anhand einiger Beispiele Kleidung aus der Mitte bis Ende des 13. Jahrhunderts vorstellen. Alle hier von uns vorgestellten Kleidungsstücke wurden von unseren Mitgliedern hergestellt. Sie sind handgenäht und die farbigen Wollstoffe wurden mit Pflanzenfarben gefärbt.
Die Unterwäsche der Frauen bestand aus einem Unterkleid aus Leinen und Strümpfen aus Wolle. Diese waren genäht oder nadelgebunden. Weitere Unterwäsche ist uns zu dieser Zeit nicht bekannt.
Eine der seltenen Abbildungen von Strümpfen aus dem 13. Jhdt. ist aus der Maciejowski-Bibel (1250 AD;
Frankreich ). Hier könnte es sich um nadelgebundene Strümpfe handeln – wie das Muster gedeutet werden mag. Weitere Abbildungen genähter Strümpfe gibt es noch aus dem 14. oder 15. Jhdt. Textilfunde genähter Strümpfe gibt es leider nur im hohen klerikalen Bereich.
Maciejowski-Bibel | Nadelgebundene Kniestrümpfe aus naturbrauner Wolle |
Genähte Strümpfe aus pflanzengefärbtem Wollstoff |
Die Oberbekleidung der Frauen bestand aus gewebter Schafwolle und beim Adel und den reichen Patriziern auch aus Seide (Brokat, Seidensamit u.a). Die einfache Bevölkerung trug einfache und günstige Farben oder ungefärbte Wolle (z.B. die braune oder graue Wolle der dunklen Schafe). Wer sich etwas mehr leisten konnte, zeigte das auch gerne durch kostspieligere Farben; z.B. Doppelfärbungen (kräftiges Grün durch gelb/blau-Färbungen) oder kostbarer Importfarbstoffe.
Das Leibhemd von Manuela auf dem Foto links unten ist aus ungebleichtem Bauernleinen.
Die Abbildung unten stammt aus der Biblé Moralisee (1220/1230; Frankreich).
Einen Schnittvorschlag für ein Kleid dieser Art findet Ihr hier ( Kleid der hl. Elisabeth)
Leibhemd aus ungebleichtem Leinen |
Abbildung aus der Biblé Moraliseé |
Hier sieht man auf dem linken Bild Manuela in einem einfachen Kleid / Cotte aus brauner Wolle. Der Schnitt ist wie bei dem oben bereits geschriebenen Link ähnlich dem des erhaltenen Kleides der hl. Elisabeth. Die Abbildung in der Mitte zeigt eine Frau aus einer dem Mainzer Evangeliar um 1250 AD.
Rebecca trägt auf dem Foto rechts eine ebenso einfach geschnittene Wollcotte mit seitlich zwei eingesetzten Keilen.
Kleid aus pflanzengefärbter Schurwolle | Dame mit Kleid – Mainzer Evangeliar | Kleid aus pflanzengefärbter Schurwolle |
Eine weitere Variation eines Oberkleides ist im 13. JHD das sogenannte Schlupfärmelkleid. Auf dem Foto links trägt Kathrin ein solches Kleid, bei dem die Ärmel variabel an oder ausgezogen getragen werden können. Sie hat hier ihre Ärmel hinter dem Rücken verknotet.
Abbildungen hierzu kennen wir z.B. aus dem Goslarer Evangeliar um 1240, sowie aus Frankreich aus der Maciejowski-Bibel und der Bible Moralisée. Hier rechts nun eine Abbildung aus dem Goslarer Evangeliar.
Schlupfärmelkleid aus pflanzengefärter Wolle | Schlupfärmelkleid – Goslarer Evangeliar |
Rechts auf den Bildern erkennt man an Rebecca einmal die angezogene und auf dem linken Foto auch die ausgezogene Variante. Zum arbeiten kann man die Ärmel einfach hinter dem Rücken verknoten.
Als Wetterschutz (Überbekleidung) trug die einfache Frau ein weiteres Kleid als Überkleid, oder auch eine Cappa. Die Cappa gab es in ovaler oder rechteckiger Form. Praktisch an der Cappa ist , dass – egal in welcher Variante – die Bewegungsfreiheit der Arme erhalten bleibt. Rebecca trägt auf dem linken Foto eine ovale Cappa aus pflanzengefärbter Wolle. Die Abbildung rechts daneben ist aus dem Mainzer Evangeliar.
Cappa in ovaler Form, pflanzengefärbte Schurwolle | Cappa in ovaler Form – Mainzer Evangeliar |
Die Kopfbedeckungen im 13. Jahrhundert sind sehr vielfältig. Ohne ein Kopftuch, einen Schleider, ein Gebende o.ä. sieht man nur junge Frauen, oft adeliger Herkunft. Hier werden dann die Haare grundsätzlich lang getragen – oft geflochten, oder mit einem Stirnreifen bedeckt. Auf den vielfältigen Abbildungen sind die Kopfbedeckungen meistens einfarbig hell dargestellt. Aus Textbelegen kennt man jedoch auch Hinweise auf farbigen Kopfputz. Materialien sind hier Leinen, Seide und leichtes Wolltuch.
Hier zeigen wir euch einige Kopfbedeckungen als Beispiel:
Kopftuch aus ungebleichtem Leinen | Kopftuch aus der Biblé Moralisee | ||
Wickelkopftuch aus Leinen | Wickelkopftuch aus der Maciejowski-Bibel | ||
Wimpel aus leichtem Wolltuch | Wimpel aus der Biblé Moralisee | ||
Haarnetz aus feinem Leinengarn in Filettechnik mit Leinengebende | Haarnetz mit Gebende, Elisabethschrein Marburg nach 1235 |
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Haarsack / Haube aus ungebleichtem Leinen |
Haarsack / Haube aus der Maciejowski-Bibel | ||
Schleier und Gebende aus feinem gebleichtem Leinen | Schleier mit Gebende, Mainzer Evangeliar um 1250 |
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Schleier aus feinem gebleichtem Leinen | Schleier aus der Biblé Moralisee |
Autorinnen: Manuela Helzer, Hannah Bender, 2024
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